Reviews A-Z
Home 
Über uns 
Reviews A-Z 
Konzerte 
Fotos 
Archiv 
Videos 
B-Board 
Umfragen 
Links 
Kontakt 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Künstler: Shy

Alben: Unfinished business/Sunset and vine

Erscheinungsjahre: 2002/2005

Anspieltipps: Mary-Anne/Don't jump the gun

Autor: Tobias

Fragt man den Menschen, was für einen großen Wunsch er sich in seinem Leben gerne erfüllen würde, bekommt man relativ oft „eine Zeitreise“ als Antwort. Doch bevor sich jetzt wieder irgendwelche hochintelligenten Physiker und Mathematiker auf den Plan gerufen fühlen, um irgendein Wunderding der Technik zu entwickeln, bietet ein mickriger Reviewlution.de-Redakteur für all diejenigen Träumer, aber auch für alle die Leute, die auf ehrliche Musik abfahren, die Lösung an: Die letzten beiden Alben der Engländer „Shy“ versetzen den geneigten Hörer für etwa 2 Stunden direkt zurück in die Achtziger.

Ernsthaft, anno 2005 dürfte wohl kaum noch einer glauben, dass es solche Musik überhaupt noch gibt, denn statt Brachialgewalt, Gekreische und Riffgewitter herrschen hier seichtere, traditionellere, höchst emotionale Töne vor. Shy spielen Rockmusik, und das unverschämt gut!

Und da man auf beiden Outputs ein solch hohes Niveau hält, für das 95% aller anderen Bands töten würden, sah sich der Verfasser dieser Zeilen dazu gezwungen die Ausnahmealben „Sunset and vine“, sowie „Unfinished business“ gemeinsam unter die Lupe zu nehmen.

Für beide Scheiben gilt zunächst, dass ausschließlich das Songmaterial und nicht die Produktion seine Wurzeln in den 80ern findet, denn der soundtechnische Anstrich genügt absolut dem heutigen Anspruch. Lead-Gitarrist Steve Harris’ Soli, sowie Tony Mills’ Goldkehlchen wurden wirklich ganz fantastisch eingefangen, so dass in regelmäßigen Abständen absolutes Gänsehautfeeling aufkommen darf. Das erste Mal sollten sich die Körperhaare dabei direkt nach Einlegen einer der beiden Silberlinge aufrichten, denn egal, ob „High time“ vom 2005er Output „Sunset and vine“ oder „Skydiving“ vom knapp 3 Jahre älteren Machwerk sind absolute granatenstarke Opener geworden. Sobald einen Mills’ höchst außergewöhnliche Stimme das erste Mal trifft, wird man sofort verzaubert, liegt den 5 alten Herren gar zu Füßen. Und der Konsument wird diese Position auch nicht mehr verlassen können, denn die insgesamt zwanzig Stücke vermögen sich selbst immer wieder zu übertreffen. Seien es die rockigen Stücke wie zum Beispiel „Breakaway“ und „Don’t jump the gun“, oder die Balladen, die wie fast schon vergessene “Liebeslieder“ anmuten, wie „Where ist the love?“ oder „Heaven tonight“, die Briten präsentieren wirklich jeden einzelnen Song mit einem auffallenden hohem Pegel an Emotion und Spielfreude. Einen Song besonders zu erwähnen, hieße einen anderen zu vergessen.

Auch deswegen fällt es so schwer die beiden Alben getrennt voneinander zu betrachten. Um alle “Klassiker“ ins Haus zu bekommen müssen einfach beide Bröckchen den CD-Schrank veredeln. Es wäre gewissermaßen ein Affront zwar auf „I’ll be home tonight“ und „Walk trough fire“ zurückgreifen zu können, gleichzeitig aber auf „Mary-Anne“ und „Heaven tonight“ verzichten zu müssen. Ich weiß nicht, ob sich die Truppe das damals schon gedacht hat als man sich 2002 „Unfinished business“ als Albumtitel aussuchte. Möglich wär’s. Ich jedenfalls warte jetzt schon auf den Nachfolger zu „Sunset and vine“. Hoffentlich erfüllen mir die fünf, doch schon etwas betagteren, Herren diesen Wunsch.

Dem Kritiker, der anführt, dass mit so “altbackener“ Musik in kommerzieller Hinsicht kein Blumentopf zu gewinnen ist, sei gesagt, dass sich Shy längst damit abgefunden haben, immer zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Im Gegensatz zu ihren ersten Alben aus den frühen Achtzigern scheißen Shy mittlerweile dementsprechend auch darauf kurze prägnante Songs fürs Radio zu schreiben. Die Songideen werden nämlich vollends ausgespielt, was auch heißt, dass da schon mal der Refrain noch ein weiteres Mal wiederholt wird oder Steve Harris noch mal sein ganzes Können unter Beweis stellen darf, obwohl die Radiotauglichkeitsschmerzgrenze von vier Minuten längst überschritten wurde. Wer die Songs hört, wird sofort verstehen, warum sie in drei vier Minuten niemals so gut gefallen würden.

Abschließend empfehle ich die Zeitreise bei strahlendem Sonnenschein und mit einem gepflegten Weizen im Garten anzutreten. Zu hoffen bleibt, dass Petrus nichts dagegen hat. Verbleiben möchte ich mit einer normalerweise höchst abgedroschenen, in diesem Fall vielleicht gar nicht so unrichtigen, Floskel:

„Früher war alles besser!“

 

[Home][Über uns][Reviews A-Z][Konzerte][Fotos][Archiv][Videos][B-Board][Umfragen][Links][Kontakt]

Copyright (c) 2004. Alle Rechte vorbehalten.

tobias.dohle@reviewlution.de